Sonntag, 26. August 2007

Wieder Polizisten angegriffen

Übergriffe in der Buttmannstraße / Mutmaßlicher Räuber sollte befreit werden

Gesundbrunnen. Der Kiez rund um die Badstraße sorgt erneut berlinweit für negative Schlagzeilen. Immer wieder gibt es Tumulte und Auseinandersetzungen mit Polizisten.

Der Hass gegen die Polizei im Gesundbrunnenkiez wird immer größer. Erst Anfang Juli gab es Tumulte in der Badstraße, als die Beamten einen geistig verwirrten Türken in Gewahrsam nahmen. In dem überwiegend von Ausländern bewohnten Kiez sind die Beamten nicht Freunde, sondern Feinde. Diesmal sahen sich die Gesetzeshüter einer aggressiven Masse in der Buttmannstraße gegenüber, als sie einen vermeintlichen Handydieb stellten. Der 23-jährige Araber schlug nach Polizeiangaben sofort auf die Polizisten ein. Die Beamten konnten sich nur mit Pfefferspray wehren und forderten Verstärkung an, weil sich immer mehr Leute mit dem Täter solidarisierten und die Polizisten bedrohten. Ein junger Mann versuchte, den Festgenommenen zu befreien. Er wurde wie der vermeintliche Räuber verhaftet und muss sich jetzt wegen Landfriedensbruch, gefährlicher Körperverletzung und versuchter Gefangenenbefreiung verantworten. Laut Hubert Schuster, Vizechef des zuständigen Abschnitts 36, soll der 24-Jährige gedroht haben, später die Polizisten „mit einer Knarre umzubringen."

Nach den Krawallen im Kreuzberger Wrangelkiez 2006 wird immer wieder über miss-lungene Integration, gefährliche Kieze und rechtsfreie Zonen diskutiert. Die runtergekommene Buttmannstraße steht als neues Synonym für eine gefährliche Gewaltspirale und für die steigenden sozialen Probleme. Hier leben Araber, Griechen, Libanesen, Türken, Serben, Albaner, Palästinenser und viele weitere Nationalitäten.

Es gibt kaum Geschäfte, aber zahlreiche Vereinslokale und „viele perspektivlose Jugendliche, die gefrustet auf der Straße rumhängen", weiß Kemal Özbasi. Der Türke ist Street-worker beim Verein Gangway, der direkt in der Buttmannstraße ein Büro betreibt. Für ihn ist die Buttmannstraße eine von „vielen Straßen in Berlin mit schlechter Sozialstruktur".

Wer kann, zieht weg

Wer kann, zieht weg, egal ob Deutscher oder Ausländer. Die, die bleiben, sind die Verlierer. Und so fühlen sie sich. Ausländer klagen über zu viele Ausländer, jeder sieht in dem anderen den Schuldigen an der Misere. Auch wenn sich die verschiedenen Gruppen untereinander nicht riechen können,gegen den gemeinsamen Feind Polizei halten sie zusammen. „Viele Jugendliche haben das Gefühl, unter Generalverdacht zu stehen", so Özbasi. Die Polizei, die seit Tagen in der Buttmannstraße Streife fährt, heize das Misstrauen weiter an.

„Wenn wir keine Präsenz zeigen, heißt es, wir machen nichts", sagt Gesundbrunnen-Polizist Hubert Schuster. Er will die Vorkommnisse nicht so hoch kochen. „Wir hatten bei 1000 Straftaten monatlich gerade mal sieben Vorfälle mit Zusammenrottungen in diesem Jahr", versucht Schuster zu relativieren. Das „kulturtypische Phänomen" gebe es nun mal, es habe aber „keine furchterregende Dimension wie in Pariser Vorstädten." So seien Beamte noch nie mit Waffen oder Messern bedroht worden, sagt Schuster. Er setze weiter auf Prävention und Anti-Gewalt-Trainings in den Schulen.